Der 2016 begründete Richteraustausch zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und den drei nordostchinesischen Provinzen wurde mit dem Besuch einer zehnköpfigen Hamburger Richterdelegation in zwei der Partnerprovinzen, nämlich Jilin und Liaoning, vom 11. bis 20. Juli 2017 vertieft.
Zu Beginn ihrer Reise nach Nordostchina wurde die Delegation vom Stellvertretenden Vorsitzenden der für die drei nordöstlichen Provinzen zuständigen Zweiten Auswärtigen Kammer des Obersten Volksgerichts in der Provinzhauptstadt Shenyang (Provinz Liaoning) begrüßt. Er führte die Hamburger Richterinnen und Richter in den Stand der Justizreform in China ein und hob dabei besonders die Rolle der Auswärtigen Kammern des Obersten Volksgerichts bei der angestrebten Vereinheitlichung der Rechtsprechung hervor.
Am Oberen Volksgericht der Provinz Liaoning diskutierten die deutschen und chinesischen Richterkolleginnen und -kollegen sodann über Fragen der richterlichen Berufsethik. Weitere Workshops an Instanzgerichten der Provinz hatten die Themen Alternative Schlichtungsverfahren und Sozialversicherungsrecht zum Gegenstand. Praktische Einblicke in den chinesischen Justizalltag erhielt die Hamburger Delegation durch die Teilnahme an einer zivilrechtlichen Verhandlung in einer Mietsache in der Berufungsinstanz am Mittleren Volksgericht Shenyang.
In der Provinz Liaoning besuchten die Hamburger Richterinnen und Richter neben den allgemeinen Gerichten auch ein Seegericht – eine Besonderheit in einigen chinesischen Küstenprovinzen. Ein fachlicher Workshop zum Rechtsfolgensystem im Erwachsenen- und im Jugendstrafrecht und der Besuch einer Strafverhandlung an einem erstinstanzlichen Unteren Volksgericht setzten bei diesem Austausch einen deutlichen strafrechtlichen Schwerpunkt.