Am 20. April 2018 fand an der China University of Political Science and Law (CUPL) in Peking ein Workshop zur Gesetzgebungslehre statt. An diesem, von dem Deutsch-Chinesischen Programm Rechtskooperation und dem Chinesisch-Deutschen Institut für Rechtswissenschaften der CUPL organisierten Workshop, nahmen insgesamt 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Referenten- und der Leitungsebene aus Ministerien der V.R. China teil. Die Moderation der Veranstaltung wurde, ebenso wie die Übersetzung der Beiträge, durch den Leiter des Institutes, Prof. XIE Libin, übernommen.
Das Deutsch-Chinesische Rechtsprogramm hatte zu dieser Veranstaltung drei Experten aus Justiz und Wissenschaft in Deutschland als Referenten eingeladen: Herr Dr. Martin Hollands, Referent im Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen und Richter am Verwaltungsgericht Gelsenkirchen, stellte das Thema Rechtsetzungslehre vor. Im Anschluss daran hielt Prof. Dr. Winfried Kluth, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Richter am Landesverfassungsgericht Sachsen-Anhalt a.D., einen Vortrag zu den Erkenntnisquellen des Gesetzgebers. Den Schluss bildete ein Vortrag von Herrn Dr. Christian Reitemeier, stellvertretender Abteilungsleiter im Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, zur Folgenabschätzung von Gesetzen.
Im Anschluss an die jeweiligen Vorträge wurden durch die Teilnehmer zahlreiche Fragen zur Gesetzgebungstechnik in Deutschland und dem Zusammenspiel zwischen den einzelnen Fachministerien auf Bundes- und Länderebene, dem Bundesjustizministerium, der Normprüfstelle, dem Normenkontrollrat und dem Parlament gestellt und einzelne Aspekte kritisch mit den Experten diskutiert. Einen Schwerpunkt bildete dabei das Ziel einer besseren Bürgerverständlichkeit von Gesetzen. Die Teilnehmer, die mit einzelnen, zum Teil historischen Vorschriften aus dem deutschen Recht vertraut waren, interessierten sich sehr dafür, wie der Gesetzgeber in Deutschland in der heutigen Zeit einen guten Kompromiss zwischen juristischer Exaktheit und zugleich einfacher Verständlichkeit von Regelungen erreicht. Die Teilnehmer waren überrascht zu erfahren, dass im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) zu diesem Zweck vor einigen Jahren ein besonderer Stab „Recht und Sprache“ eingerichtet wurde und zeigten ebenfalls großes Interesse an dem „Handbuch der Rechtsförmlichkeit“, welches durch das BMJV unter anderem in chinesischer Übersetzung herausgegeben wird und die Grundzüge der Gesetzgebungstechnik und Gesetzesformulierung in Deutschland darstellt.