Eine Fachinformationsreise zum Thema Familienrecht führte sechs Vertreter der Nationalen Richterakademie der VR China unter der Leitung von deren Präsidenten, Herrn Huang Yongwei, vom 7. bis 16. Juli nach Deutschland und Portugal.
Am Tag ihrer Ankunft in der „Stadt des Rechts“ Karlsruhe wurde die Delegation von Frau Bundesverfassungsrichterin Prof. Dr. Britz in verfassungsrechtliche Aspekte des Familienrechts und die aktuelle Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts eingeführt. Dabei stießen auch allgemeine Fragen des deutschen Modells der Verfassungsgerichtsbarkeit auf das besondere Interesse der Delegation.
Bei einem Besuch des Bundesgerichtshofs am folgenden Tag wurden die chinesischen Gäste zunächst von dessen Präsidentin, Frau Bettina Limperg, begrüßt. Anschließend diskutierte sie mit dem Vorsitzenden Richter des für Familienrecht zuständigen 12. Senats und einem weiteren Mitglied dieses Senats über prozessuale und materiellrechtliche Fragen des Familienrechts. Ein anschließender Besuch beim Amtsgericht Karlsruhe – Familiengericht – vermittelte den chinesischen Gästen weitere Einblicke in die deutsche Rechtspraxis. Thematisiert wurde hier insbesondere die Rolle der Verfahrensbeteiligten.
In der Bundeshauptstadt Berlin besuchte die Delegation das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In der Fachdiskussion kamen neben den Aufgaben des Ministeriums auch aktuelle familienrechtliche Entwicklungen in Deutschland, etwa die „Ehe für alle“, zur Sprache. Ein anschließender nachmittäglicher Workshop beim Kammergericht Berlin stand im Zeichen der gütlichen Streitbeilegung, insbesondere der Mediation in Familiensachen. Nach einem Besuch bei der Notarkammer Berlin am Folgetag, in dem die Rolle des Notariats im deutschen Familien- und Erbrecht beleuchtet wurde, reisten die chinesischen Gäste weiter nach Portugal.
In Lissabon machte sich die Delegation der Nationalen Richterakademie bei Besuchen des portugiesischen Justizministeriums – Generaldirektion für Justizpolitik –, bei einem Familiengericht, bei der Generalstaatsanwaltschaft und beim Zentrum für juristische Studien (der portugiesischen Richterausbildungsstätte) mit der familienrechtlichen Rechtslage und -praxis in Portugal vertraut.
Durch die Besuche in zwei europäischen Ländern mit unterschiedlicher Rechtstradition erhielt die chinesische Delegation einen vertieften Einblick in die Vielgestaltigkeit rechtlicher Regelungen auf dem Gebiet des Familienrechts in Europa.